Steam unter Linux einrichten

Nie zuvor war es einfacher Spiele unter Linux einzurichten als mit Steam. Genauer gesagt seit der Veröffentlichung von Proton im Jahr 2018.
Proton ist eine Kompatibilitätsschicht für Linux, also eine Schnittstelle, die Systemaufrufe eines Fremdsystems (in diesem Falle Windows) in (für das eigene Linux) bekannte Systemaufrufe übersetzt.
Doch um Spiele nun über Steam mit Proton lauffähig zu machen, sollten ein paar Dinge zuvor eingerichtet und eingestellt werden. Dieser Beitrag soll euch durch diesen Prozess und das erste installierte Spiel begleiten.

Steam installieren

Um bei Adam und Eva anzufangen, wird zunächst Steam installiert. Das gibt es nativ für Linux und kann ohne weiteres über den Paketverwaltungs-Store oder (noch einfacher) über die Kommandozeile installiert werden:

sudo apt -y install steam

Nachdem Steam installiert und nach dem ersten Start alle Updates heruntergeladen und installiert wurden, loggt ihr euch in euren Account ein (oder richtet einen neuen ein, falls ihr noch keinen habt). Auf der Oberfläche angekommen, klickt ihr in der oberen linken Ecke auf ‘Steam’ -> ‘Settings’.

Es öffnet sich ein weiteres Fenster. In diesem wählt ihr auf der linken Seite die Kategorie ‘Steam Play’ aus, hakt ‘Enable Steam Play for all other titles’ an und wählt in dem darunter liegenden Kontextmenü die neueste Version von Proton aus (in diesem Fall wäre es die Version 6.3-7).

Klickt auf ‘OK’ und startet Steam neu. Nun wärt ihr soweit, Spiele ohne weiteres über Steam auf Linux installieren und spielen zu können. Doch zuvor nehmen wir noch einige Dinge auf dem Betriebssystem vor.

Update aller Pakete

Zu aller erst sollten sämtliche installierten Pakete aktualisiert werden. Befinden sich darunter auch die aus den Repositories installierten Open-Source Treiber für die Grafikkarten, werden diese dabei praktischerweise mit aktualisiert. Außerdem wird auch (sofern verfügbar) der neueste Kernel installiert:

sudo apt update
sudo apt dist-upgrade

Der Befehl ‘dist-upgrade’ ist deswegen einem einfachen ‘upgrade’ zu bevorzugen, da zusätzlich eine neue Kernel-Version installiert wird, falls diese verfügbar ist.
Ein anschließender Neustart ist definitiv empfehlenswert.

sudo reboot

Neue Grafikkarten-Treiber installieren

Falls auf eurem OS noch nicht die passenden Grafikkarten-Treiber installiert wurden, holen wir das jetzt nach.
Überprüft zunächst, welche Grafikkarte in eurer Maschine steckt:

lshw -C display

In der Zeile ‘Produkt’ wird die entsprechende Hardware aufgelistet.

Für ATI Radeon Grafikkarten

Seit geraumer Zeit verwende ich den Open-Source Treiber für ATI Radeon Grafikkarten. Meiner Analyse nach liefen sie bislang am stabilsten und brachten in Benchmarks ähnlich gute Ergebnisse als jene vom Hersteller. Außerdem ist die Aktualisierung der Open Source-Treiber sehr einfach gehalten, da sie in den Standard-Repositories von Ubuntu enthalten ist und mit den Software-Updates automatisch mitinstalliert werden. Alternativ können natürlich auch die proprietären Treiber des Herstellers verwendet werden.
In aller Regel sollten die Open-Source Treiber bereits von Haus aus installiert sein. Überprüfen lässt sich dies, indem ihr nach dem betreffendem Paket sucht:

apt list --installed | grep xserver-xorg-video-amdgpu

Taucht ein Eintrag auf, sind die Treiber installiert.
Möchtet ihr jedoch auf die proprietären Treiber zurückgreifen und die neueste Version verwenden.

sudo add-apt-repository ppa:oibaf/graphics-drivers
sudo apt update && sudo apt -y upgrade

Anschließend ist ein Neustart erforderlich:

sudo reboot

Für nvidia Grafikkarten

nvidia Treiber sollten ebenfalls in den Standard-Repositories enthalten sein. Um herauszufinden, welche Version aktuell die neueste verfügbare ist, suchen wir nach ihrem Namen:

sudo apt list | grep -i nvidia-driver

Sucht euch die mit der höchsten Nummerierung aus und installiert diese:

sudo apt install nvidia-driver-495

Auch hier ist anschließend ein Neustart erforderlich.

CPU Frequenz erhöhen

In Linux steuern sogenannte “Governors” die Taktfrequenz der CPU. Es gibt insgesamt 5 unterschiedliche Modi: Ondemand, PowerSave, Performance, Userspace und Conservative. Ondemand ist der standardmäßig eingestellte Wert, der für Spiele allerdings nicht die optimale Auslastung bereitstellt. Für unser Vorhaben ist daher Performance am interessantesten, weswegen wir diesen Modus setzen möchten. Bedenkt, dass nach Einrichtung dieser Einstellung die CPU mehr Leistung hergibt und somit auch mehr Strom zieht.
Installiert zunächst folgendes Paket:

sudo apt install cpufrequtils

Bearbeitet bzw. erstellt anschließend eine Datei unter /etc/default/cpufrequtils:

sudo echo 'GOVERNOR="performance"' | sudo tee /etc/default/cpufrequtils

Startet danach den cpufrequtils-Dienst neu:

sudo systemctl restart cpufrequtils.service

Der Befehl …

cpufreq-info

… gibt euch unter anderem Aufschluss über den aktuellen Governor Wert. Dort sollte etwas stehen wie z.B.:

The governor "performance" may decide which speed to use within this range.

Hinweis: Falls euch keine Ausgabe dieser Art ausgegeben wird, überprüft den Status des cpufrequtils-Service. Steht dort in etwa ‘governor not available’ wird die CPU womöglich bereits BIOS seitig übertaktet, weswegen dem Governor die Einstellung der Taktfrequenz verwehrt bleibt.
Bei meiner AMD CPU muss beispielsweise noch die Funktion Cool’n’Quiet aktiv sein.

Spiele installieren und starten

Zurück zu Steam. Nun haben wir sämtliche Vorbereitungen getroffen, um Spiele installieren und starten zu können. Hierfür starten wir die Steam-Anwendung und navigieren in die Sektion ‘Library’ von wo aus wir auf unsere Bibliothek zugreifen können. Wie in Windows üblich, doppelklicken wir mit der linken Maustaste ein Spiel an um es zu installieren.

Die installierten Spiele landen für gewöhnlich unter ~/.local/share/Steam/SteamApps/common/<SPIELETITEL>. Neben dem eigentlichen Titel wird außerdem noch Proton installiert.
Vor Spielstart müsst ihr euch womöglich zwischen zwei Versionen entscheiden.

Hier entscheidet ihr über nichts anderes als die angewendete Programmierschnittstelle ‘Vulkan’ (oberer Eintrag) und ‘OpenGL’. Nehmt bevorzugt Vulkan, sofern es möglich ist.

Et voila, das fertige Ergebnis. Spielen unter Linux ist also tatsächlich keine urbane Legende mehr!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen