Kurzvorstellung Hnefatafl

Einleitung

Der nicht ganz so bekannte Bruder vom Schach mit dem Namen, der für einige zunächst unaussprechlich zu sein scheint (Hinweis an mein früheres Ich: das H wird nicht ausgesprochen), möchte ich in dieser Kurzvorstellung in den Fokus rücken. Hnefatafl, oder laut Übersetzung ‘Tisch des Königs’ oder einfach nur ‘Wikingerspiel’ ist ein Spiel, dessen Ursprünge in das Skandinavien des 4 Jahrhunderts n. Chr. zurückreicht. Das Spielprinzip soll wohl den Eroberungszügen der Wikinger nachempfunden worden sein. Im Laufe der Zeit und mit fortschreitender Verbreitung gab es in unterschiedlichen Gegenden mehrere Arten wie es gespielt wurde, wie das Spielbrett ausgehen haben soll und wie die Figuren darauf aufgestellt wurden. Ich beziehe mich im folgenden auf die Version vom ‘National Museums Scotland’.

Spielregeln

Hnefatafl ist ein Spiel für 2 Spieler. Einer übernimmt die Rolle als Verteidiger (weiß) und einer als Angreifer (schwarz). Gespielt wird auf einem 11×11 Felder großem Spielbrett. Die Figuren werden folgendermaßen aufgestellt:

Felder mit einem Symbol darauf haben eine besondere Funktion:

Startfeld der Angreifer

Startfeld der Verteidiger

Startfeld des Königs und Fluchtburg. Erreicht der König dieses Feld an den Ecken des Spielbretts, hat der Verteidiger gewonnen.

Es gibt 2 Arten von Figuren, die Angreifer und der König.

Der König ist gehört zu den Verteidigern. Das Spiel als Angreifer und Verteidiger erfordert jeweils eine eigene Taktik um zu siegen, da sie unterschiedliche Siegesbedingungen haben…

Siegesbedingungen

Ziel der Verteidiger ist es, mit dem König in eine der vier äußeren Ecken (den sog. Fluchtburgen) des Spielbrettes zu entkommen. Der Angreifer wiederum hat die Aufgabe den König gefangen zu nehmen. Mehr zur “Gefangennahme” anderer Spielfiguren weiter unten.

Spielablauf

Da für gewöhnlich die Partei des Königs im Vorteil ist, beginnt der Angreifer. Das kann je nach belieben aber auch ausgeknobelt werden. Bewegt werden dürfen die Figuren, wie der Turm im Schach, in einer beliebigen Anzahl freier Felder in horizontaler und vertikaler Richtung. Diagonale Züge sind nicht erlaubt. Außerdem kann ein bereits besetztes Feld nicht betreten werden. Zudem dürfen die Eckfelder von keiner anderen Figur, außer dem König, betreten werden. Gleiches gilt für das mittlere Feld, darüber hinweg gezogen werden darf dennoch jeder.
Eine wichtige Komponente im Spielablauf ist die Gefangennahme gegnerischer Figuren. Wird eine gegnerische Figur in vertikaler oder horizontaler Linie eingeschlossen, wird diese aus dem Spiel entfernt.

Der Angreifer nimmt in diesem Fall eine Figur des Verteidigers gefangen.

Anders sähe es hingegen aus, wenn sich die Figur selbst in diese Situation bringt:

In diesem Fall würde die Figur des Verteidigers verschont bleiben.

Die Sonderfelder an den Ecken werden wie Figuren des Verteidigers behandelt:

In diesem Fall würde die Figur des Angreifers gefangen genommen werden.
Es muss im übrigen nicht zwangsläufig eine Gefangennahme stattfinden, sofern man dies nicht wünscht!

Da der König ein harter Hund ist, lässt er sich nicht so leicht schlagen. Er muss von allen Seiten umzingelt werden, sodass er keine Bewegungsmöglichkeiten mehr hat:

Entweder wird der König von 4 gegnerischen Figuren umzingelt …
… oder von 6 …
… oder auch nur von drei.

In diesen Fällen wäre der Angreifer siegreich.
Hat es der König jedoch geschafft den Angreifern zu entkommen und ist auf einem der vier Fluchtburgen-Felder an den Spielfeldecken angelangt, ist das Spiel für den Verteidiger entschieden:

Hier wäre der Verteidiger siegreich.

Abschluß

Hnefatafl ist ohne Frage eine interessante alternative zum klassichen Schach, nicht zuletzt wegen der asymmetrischen Ausgangslage der Parteien. Angreifer und Verteidiger spielen sich gänzlich anders und erfordern eine entsprechend anders geplante Strategie um das Spiel für sich zu entscheiden. Gleichzeitig bleibt durch die Gefangennahme (oder das schlagen) der Figuren eine der Grundmechaniken des Schachs erhalten, auch wenn die taktische Raffinesse durch die Gleichwertigkeit aller Figuren im wesentlichen abgeschwächt ist. Um ein Gefühl für die unterschiedlichen Spielweisen zu erhalten, sollte man mit beiden Seiten mehrere Partien absolvieren. Mir kam es so vor, als wäre die Siegesbedingung der Verteidiger einfacher zu erreichen und weswegen sie leicht im Vorteil sind. Der Fairness wegen (und weil eine Partie ohnehin nicht allzu lange dauert) könnte man aus diesem Grund gleich mehrere Partien mit getauschten Seiten hintereinander spielen.
Zuletzt sei noch die Gestaltung des Spiels von “National Museums Scotland” lobend erwähnt. Die Figuren sind aus Kunststein (Polyresin) gefertigt, besitzen aber durch ihre Farbe und Grundierung eine gewisse Stein-Optik, wirken dadurch hochwertiger und passen sich dem altertümlichen Setting besser an. Hinzu kommt die Gestaltung der Figuren, die durch ihr Detailreichtum das Spiel noch unterhaltsamer werden lässt. Das Material des Spielfeldes ist aus Leinen hergestellt. Die wichtigen Sonderfelder sind gestalterisch ausgearbeitet, der Rand ist eher zweckmäßig verziert. Durch die Beschaffenheit aus Stoff hat das Spielbrett den Vorteil platzsparend transportiert werden zu können, jedoch den Nachteil schnell dreckig zu werden. Und beim mehrmaligen Waschen besteht jederzeit die Gefahr, die Säume zu beschädigen. Außerdem hätte ich mir zusätzlich ein Transport-Beutel (jedenfalls war keiner in meiner Version dabei) gewünscht, um eine alternative zu dem Karton zu haben. Da dieses Spiel mit ca. 35€ recht preisintensiv war, ist es eventuell ratsam mit einer günstigeren Version einzusteigen um das Spiel kennenzulernen. z.B. ist die Version von Rombol für 15€ zu haben. Zwar sieht diese weitaus weniger prunkvoll aus, erfüllt aber trotzdem ihren Zweck:

So suchet euch Gesellschaft, habet wohlgefallen an dem Tisch der Könige und reitet aus um die Kunde dieses vergnüglichen Zeitvertreibs zu verbreiten.

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