Filmrezension zu ’47 Meters Down’

Die Veröffentlichung des 1975 erschienenen „der weiße Hai“ läutete die Geburt eines der beliebtesten Antagonisten des Tierhorror-Sektors ein. Der Hai als Widersacher erfreut sich auf der Kinoleinwand seit jeher größter Beliebtheit, sodass sie zu diesem Zweck ihr eher vorsichtiges und neugieriges Verhalten dem Klischee des blutrünstigen, aggressiven und gefährlichen Jäger weichen musste. Auch wenn einige Jahre Ebbe in Sachen Nachschub der Hai-Produktionen herrschte, war dieses Genre nie tot zu bekommen. Vor allem in den letzten Jahren ist wieder ein kräftiger Zuwachs verzeichnet worden, was nicht zuletzt der B-Movie Filmeschmiede Asylum und ihrer Sharknado-Reihe zu verdanken ist. Einer Unzahl weiterer Fortsetzungen der Tornado-Haie sowie weiteren im Laufe der Jahre hinzugekommenem Killerfisch-Nonsens zum Trotz, hat auch der ein oder andere „ernstgemeinte“ Vertreter die Wasseroberfläche erreicht. Eine davon ist der 2017 erschienene 47 Meters Down (englisch: In the Deep).

Lisa und ihre Schwester Kate verbringen ein paar Urlaubstage in Mexiko. Der Pool Alltag ist der erlebnishungrigen Kate, im Gegensatz zu ihrer Schwester, jedoch nicht genug. Da kommt es ihr gerade recht, dass Lisa ihr von der Trennung mit ihrem Freund erzählt, woraufhin sie sich zur Ablenkung ins Nachtleben stürzen. Dabei lernen sie die beiden jungen Mexikaner Taylor und Benjamin kennen. Bei einem späteren Abendessen lassen sie sich, trotz einiger Bedenken, zu einer Tauchpartie in einem Haikäfig überreden. Der Ausflug unter der Meeresoberfläche erweist sich mit dem Eintreffen der ersten Haie anfangs noch als abenteuerlicher Spaß. Nachdem jedoch das Seil der Winde reißt und der Käfig Richtung Meeresboden sinkt, macht sich Verzweiflung breit und der Kampf ums Überleben beginnt.

So stilsicher die Credits zu Beginn durch eine atmosphärische Unterwassereinstellung wabernd auf der Bildschirmfläche eingefangen wurden, kann der übrige Einstieg die Qualität leider nicht aufrecht halten.

Dabei liegt das Problem keineswegs in einer lahmen Erzählweise; Ganz im Gegenteil. Die Geschichte beginnt direkt im Urlaubsparadies von Mexiko, wo auch die übrige Handlung stattfindet. Nach einigen ausgetauschten Belanglosigkeiten zwischen den zentralen Figuren Lisa und Kate sind ihre Wesenszüge auch schon binnen der ersten 7 Minuten dargelegt. Das lässt alles andere als genügend Zeit um sich mit den Figuren auseinander zu setzen und ihnen Akzente zu verleihen, sodass sie recht blass zurück verbleiben. Dadurch verpasst der Film die Chance, durch gewonnene Empathie den Protagonistinnen gegenüber dem Zuschauer ein intensiveres Gefühl für den späteren Nervenkitzel und ein kleineres der Gleichgültigkeit hervorzurufen. Ganz so schlimm wirkt sich der Effekt jedoch nicht aus. Dafür leisten die zwei Damen einen (größtenteils) zu guten sowie authentischen Job. Die Betonung liegt hierbei auf „größtenteils“. Einige Szenen wirken leider, gerade in der ersten Hälfte, recht steif und hölzern.

Sobald der Film auf die erste Gefahrensituation zusteuert, geht es allerdings recht eindrucksvoll zur Sache. Das ist der Tatsache zu verdanken, dass die Kameraeinstellung stets unterhalb der Wasseroberfläche und somit im Beisein der Überlebenskämpfer verbleibt. Ein wichtig und zugleich richtig eingesetztes Stilmittel um den Zuschauer stets in einer Situation der Klaustrophobie und Ausweglosigkeit zu belassen. Die aufkommende Ressourcenknappheit trägt ihr übriges dazu bei.

Dummerweise wird dem Zuseher aufgrund eines zu hohen Spannungsbogen einiges vom Zuschauer abverlangt, wodurch ein gesundes Maß an Spannung und Ruhepausen nie so richtig im Einklang gebracht werden kann.

Die sprichwörtliche „Luft zum atmen“ bleibt hierbei nicht nur im Film aus. Als Zuschauer kann man durch diesen Umstand gedanklich schnell abdriften. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Die anhaltende Action trägt überdies nicht gerade dazu bei, den Film glaubhafter wirken zu lassen. Jeder Durchschnittsmensch wäre aufgrund der aufkommenden Panik bereits verfrüht 10 Tode gestorben.

Nun noch ein paar Worte zum Kernstück des Films: Den Hafischen! Ihre Bildschirmpräsenz ist gut abgestimmt, die Darstellung astrein. Wenn sie zuschlagen ist Atem anhalten angesagt. Leider sind einige ihrer Angriffe und damit verbundene Schockmomente sehr vorhersehbar. Der geübte Horrorfilm-Zuschauer kann förmlich die Eieruhr nach ihrem nächsten Erscheinen richten. Trotzdem verleihen sie dem Film eine sehr gute Intensität.

Fazit

Alles in allem bietet der Film eine solide und spannend in Szene gesetzte Unterwasserhatz mit viel Adrenalin, guten, wenn auch vorhersehbaren Schreckmomenten und einer intensiven Bedrohungslage. Geschmälert wird der Eindruck nur durch den sterilen Einstieg, platten Charakteren und stellenweise plumpen Dialogen.
Da der Antagonist jedoch eine würdige Bildschirmpräsenz bietet, kommen Haifisch-Killerfilme-Fans voll auf ihre Kosten.

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